Durch den Nord-Ostsee-Kanal fahren pro Jahr etwa 40.000 Schiffe. An den meisten von ihnen befindet sich im Bereich des Bugs – also vorne – ein aufgemaltes Propellersymbol. Je nach Größe des Schiffes sogar mehrere. Es ist der Hinweis darauf, dass das Schiff mit einem so genannten Bugstrahlruder ausgerüstet ist.
Ein Bugstrahlruder ist ein spezielles Manövrierhilfsmittel, das im Schiffs- und Bootsbau verwendet wird. Dabei handelt es sich um einen rohrförmigen Durchgang durch die gesamte Schiffsbreite. Quer eingesetzt in dieses Rohr ist eine Propelleranlage, die es ermöglicht den Bug des Schiffes nach Backbord (links) oder Steuerbord (rechts) zu bewegen. Es geschieht durch Änderung der Drehrichtung des Propellers oder durch Verstellen der Propellerflügel (Verstellpropeller). Das Bugstrahlruder wirkt nur bis zu einer Fahrtgeschwindigkeit von etwa 5 Knoten (etwa 9 km/h), denn dann reißt die Querwirkung der Anlage bedingt durch die entstandene Strömung entlang des Schiffsrumpfes ab.
Ein Bugstrahlruder kann unabhängig von den Hauptantriebsmotoren des Schiffes arbeiten und ermöglicht es dem Schiff, seitwärts zu manövrieren, sich um die eigene Achse zu drehen und in engen Gewässern leichter zu navigieren.
Indem das Bugstrahlruder seitliche Schubkraft erzeugt, hilft es dem Schiff, schnelle Richtungsänderungen vorzunehmen, ohne den Hauptantrieb zu verwenden. Dies ist besonders nützlich beim Anlegen an Dock oder Pier, beim Navigieren in engen Kanälen oder beim Manövrieren in stark befahrenen Häfen, wo präzise Bewegungen erforderlich sind.
Bugstrahlruder werden in den verschiedensten Arten von Schiffen eingesetzt, einschließlich Kreuzfahrtschiffen, Containerschiffen, Fähren. Aber auch in Yachten und anderen großen Wasserfahrzeugen. Sie verbessern die Sicherheit und Manövrierfähigkeit erheblich, insbesondere in beengten oder anspruchsvollen Gewässern.
Neuere Frachtschiffe oder auch Kreuzfahrtschiffe verfügen sogar auch über Heckstrahlruder – auch auf den Rumpf gezeichnet – die in gleichmäßigem Zusammenwirken mit dem Bugstrahler seitliche Bewegungen eines Schiffes ermöglichen, z.B. beim An- oder Ablegen an oder vom Quai. Bei günstigen Witterungsbedingungen können auch größere Schiffe so auf Schlepperhilfe verzichten.
Ernst Maasch