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Container erobern die Welt – und den Nord-Ostsee-Kanal

Ein schwarzes Containerschiff ist voll beladen mit grünen, blauen und braunen Containern. Es fährt auf dem Nord-Ostsee-Kanal.

Die meisten Schiffe, die den Nord-Ostsee-Kanal befahren, sind mehr oder weniger voll beladen mit Containern. Im Jahr 2024 passierten 24.866 Schiffe (ohne Sportboote) den Nord-Ostsee-Kanal. Das entspricht im Schnitt rund 68 Schiffen pro Tag – erneut ein Rückgang, diesmal um fast sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch die Frachtmenge ging zurück: Während 2023 noch rund 77,2 Millionen Tonnen Güter durch den Kanal transportiert wurden, waren es 2024 nur noch 75,6 Millionen Tonnen. Damit bleibt der Nord-Ostsee-Kanal trotz rückläufiger Zahlen die meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt. Zum Vergleich: Den Suezkanal befuhren im gleichen Zeitraum knapp 26.000 Schiffe mit deutlich höheren Tonnagen (und mehr Containern), den Panamakanal etwa 13.000 Schiffe (Zahlen von Statista).

Welche Schiffe fahren durch den Nord-Ostsee-Kanal?

Durch den Nord-Ostsee-Kanal fahren in erster Linie Containerschiffe, Massengutfrachter, Tanker, Stückgutfrachter und RoRo-Schiffe (Roll-on/Roll-off für Fahrzeuge). Auch kleinere Kreuzfahrtschiffe nutzen die Abkürzung zwischen Nordsee und Ostsee. Charakteristisch ist, dass die Schiffe im Vergleich zu Suez- oder Panamakanal kleiner sind: Breite, Länge und Tiefgang sind durch die Bauweise des Kanals begrenzt. Viele Reeder setzen deshalb speziell für den Kanal geeignete Schiffsgrößen ein – häufig sogenannte Feeder-Schiffe, die Container zwischen großen Seehäfen wie Hamburg oder Rotterdam und den Ostseehäfen transportieren.

Damit ist der Nord-Ostsee-Kanal ein zentrales Bindeglied im europäischen Seeverkehr: Er spart den Schiffen die lange Fahrt um Skagen (Nordspitze Dänemarks) und verkürzt die Reisezeit erheblich.

Der Container wurde 1937 geboren

Die Geschichte dieser Blechkisten begann in den USA mit Malcolm P. McLean. Um das zeitraubende Umladen im Hafen einzusparen, soll er als junger Fuhrunternehmer 1937 die Idee gehabt haben, zunächst ganze Lastwagen auf Schiffe zu verladen, später nur die Anhänger und schließlich nur die Behälter selbst – der Container war geboren. Am 26. April 1956 startete die „Sea Land“ auf dem umgebauten Tanker „Ideal X“ in Newark/New Jersey mit 56 Containern an Bord Richtung Houston/Texas. Das erste deutsche Containerschiff lief 1968 in Hamburg aus. Aber für seine Idee konnte er anfangs keinen begeistern.

Der Erfinder der Container Malcolm McLean steht vor einem Modell eines Segelschiffs

Malcolm McLean hatte die Idee, Container einzusetzen – eine Revolution der Logistik. ©Wikipedia

Die Skepsis war zu groß. McLean, von seiner Idee dennoch überzeugt, gründete kurzerhand seine eigene Reederei. Am 26. April 1956 startete die „Sea Land“ auf dem umgebauten Tanker „Ideal X“ im Hafen von Newark in New Jersey (USA) mit 56 Containern an Bord Richtung Housten/Texas. Das erste deutsche Containerschiff lief 12 Jahre später 1968 in Hamburg aus.

Die Reederei Sea Land gab es noch bis Ende der 90er Jahre. Selbst nach dem Verkauf an die dänische Maersk-Reederei war der Name Maersk-Sealand noch auf Schiffen und natürlich auf Containern zu lesen. Aber nach der Übernahme durch die P&O Nedlloyd Anfang 2006 heißt die Reederei nun einfach Maersk Line. Auch diesen Namen liest man häufig auf dem Nord-Ostsee-Kanal (siehe auch Foto oben).

1966 kamen die ersten Container nach Deutschland

Am 6. Mai 1966 brachte die „Fairland“ die ersten 99 Container nach Bremen. Skepsis war auch hier zunächst groß, doch die Vorteile überzeugten schnell. Früher dauerte das Löschen von 360 Kaffeesäcken fast vier Stunden. Ein Container erledigt das heute in wenigen Minuten. Die Umschlagszeiten in Häfen sanken drastisch – allerdings verloren Tausende von Hafenarbeitern ihre Jobs.

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Heute gibt es Containerschiffe, die über 20.000 Container (TEU) transportieren können. Der Container hat den Welthandel revolutioniert: Rund 90 Prozent aller Waren weltweit werden mittlerweile per Schiff transportiert, der größte Teil davon in Containern. Die weltweite Containerschiffsflotte umfasst derzeit rund 5.800 Schiffe – ihre Zahl hat sich seit den 1990er Jahren mehr als verdoppelt.

 

Das grüne Schiff Bonnie Rois ist mit Containern beladen und fahrt auf dem Nord-Ostsee-Kanal.

Feeder-Schiff Bonnie Reis im Nord-Ostsee-Kanal. ©Stefan Fuhr

Millionen Container sind ständig unterwegs

Weltweit sind Schätzungen zufolge bis zu 40 Millionen Container im Umlauf. In norddeutschen Häfen werden jährlich viele Millionen TEU bewegt, Hamburg allein schlägt rund acht bis neun Millionen TEU pro Jahr um. Jeder Container hat eine eindeutige Kennung aus vier Buchstaben und sieben Ziffern. Die siebte Ziffer ist eine Prüfzahl, die man aus den ersten sechs Ziffern errechnen kann. Mit dieser Prüfzahl können Zahlendreher ausgeschlossen werden. Im „Bureau International des Containers“ (BIC) mit Sitz in Paris sind weltweit alle ISO-Container anhand dieser Kennung verzeichnet. Damit lässt sich sein Weg über die Ozeane lückenlos verfolgen. Container sind üblicherweise nicht mit GPS-Geräten ausgerüstet. Moderne Containerschiffe können Container in bis zu 13 Lagen übereinander stapeln.

Eine frühere Horrorzahl – jährlich würden 10.000 Container über Bord gehen – ist überholt: Tatsächlich lag die Zahl der Verluste 2024 laut World Shipping Council bei nur 576 Containern weltweit, bei insgesamt mehr als 250 Millionen beförderten Einheiten.

Ausbau des Nord-Ostsee-Kanals

Im Nord-Ostsee-Kanal dürfen Schiffe derzeit mit rund 1.000 Containern verkehren, je nach Schiffsgröße und Tiefgang. Größere Einheiten stoßen an Grenzen: Tiefgang und enge Kurvenradien verhindern die Passage. Deshalb läuft seit 2020 ein Ausbauprogramm, mit dem die Sohlenbreite von 44 auf 70 Meter erweitert und die Oststrecke entschärft werden soll. Die Arbeiten sollen bis 2027 abgeschlossen sein – erst dann können auch größere Containerschiffe den Kanal sicher passieren.

 

das blaue Schiff Aurora ist mit Containern beladen und fährt auf dem Nord-Ostsee-Kanel in Richtung Kiel Holtenau.

Feederschiffe wie die Aurora verteilen die Container an kleinere Häfen im Ostseeraum. ©Stefan Fuhr

Die Größe hat die Einheit TEU

Container werden in TEU (Twenty Foot Equivalent Unit) gemessen. Ein Standardcontainer ist 20 Fuß lang (6,06 m × 2,44 m × 2,59 m) und fasst rund 33 Kubikmeter. Ein 40-Fuß-Container (12,19 m Länge) kommt auf etwa 67 Kubikmeter. Das Leergewicht liegt bei etwa 2,3 Tonnen (20 ft) bzw. 3,9 Tonnen (40 ft), die maximale Zuladung bei gut 22 bis 26 Tonnen. Mehr zu den Abmessungen gibt es hier.

Belüftet oder gekühlt – es gibt alle Arten

Überhaupt ist für fast jede Warenart ein Container vorhanden. Es gibt belüftete und natürlich auch Kühlcontainer für verderbliche oder tiefgefrorene Waren. Das Leergewicht der Container liegt bei 2300 kg für einen 20-Fuß-Container und 3900 kg für einen 40-Fuß-Container. Die Zuladung beträgt bei 20 Fuß-Containern ca. 21,7 Tonnen bei 33 m³ Volumen. Ein 40-Fuß-Container fasst 26,5 t bei 67,6 m³ Volumen. Dies sind Standard-Angaben. Container lassen sich so stabil bauen, dass Hafenkräne sie ohne Probleme in Containerschiffen oftmals in dreizehn und mehr Lagen übereinander stapeln.

im Maritimen Museum wird nachgestellt wie Schiffe früher beladen wurden. Säcke liegen auf der Palette um die ein Seil gebunden ist.

Im Internationalen Maritimen Museum in der Hamburger Speicherstadt wird das alte Beladen der Schiffe nachgestellt. ©Stefan Fuhr

Die Container haben aber auch dazu geführt, dass ein Stück der Seefahrer-Romantik verloren ging. Matrosen hatten früher lange Landgänge in fernen Häfen – alles vorbei. Die Containerschiffe fahren nach einem festen Fahrplan, den es einzuhalten gilt.

Heute dauert es zwischen zwei und drei Minuten bis ein Container be- oder entladen ist. In manchen Häfen arbeiten bis zu fünf Containerbrücken gleichzeitig. Während die alten Stückgutfrachter noch eine Woche in einem Hafen lagen, sind es heute nur noch ein paar Stunden.
Malcolm P. McLean, der Erfinder der Container, hat den Siegeszug seiner Blechkisten noch miterlebt. Er starb im Mai 2001 im Alter von 87 Jahren.

Zahlen und Fakten zum Container und zum Nord-Ostsee-Kanal

  • Schiffsverkehr NOK 2024: 24.866 Schiffe, 75,6 Mio. Tonnen Fracht
  • Vergleich 2023: 26.660 Schiffe, 77,2 Mio. Tonnen
  • Weltweite Containerschiffsflotte: rund 5.800 Schiffe
  • Container weltweit: bis zu 40 Mio. im Umlauf (geschätzt)
  • Verlorene Container: 2024 nur 576 weltweit, bei >250 Mio. beförderten Einheite
  • Containergrößen:
    – 20-Fuß-Standard: 6,06 × 2,44 × 2,59 m, ca. 33 m³, Leergewicht ~2,3 t, Zuladung bis 22 t
    – 40-Fuß-Container: 12,19 × 2,44 × 2,59 m, ca. 67 m³, Leergewicht ~3,9 t, Zuladung bis 26 t
  • Stapelhöhe an Bord: bis zu 13 Container-Lagen
  • Ausbau Nord-Ostsee-Kanal: Sohlenbreite von 44 auf 70 m, Fertigstellung geplant bis 2027

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