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Wer erfand die Kreuzfahrten?

Die EUROPA 2 von Hapag-Lloyd Cruises im Nord-Ostsee-Kanal

 

 




Wer erfand die Kreuzfahrten? Kreuzfahrten boomen wie nie zuvor. Laut einer Schätzung wollten 2020 weltweit etwa 32 Millionen Menschen Urlaub auf einem Kreuzfahrtschiff machen. Die Corona-Pandemie hat dem bekanntlich einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber nichtsdestotrotz bleiben die Reisen auf einem Schiff ein beliebtes Ziel. Auch wenn die Kreuzfahrt im Jahr 2020 durch Corona einen Dämpfer erlitten hat, wird sie in ein paar Jahren an den Wachstum von 2019 wieder anknüpfen können – da sind sich die Experten einig. Doch wer erfand die Kreuzfahrten? Wer hatte die Idee, Schiffe auch für Lustreisen zu benutzen?

Die Geschichte der Kreuzfahrten

Vor knapp 130 Jahren kam niemand auf die Idee, auf einem Schiff Urlaub zu machen. Schiffe galten als Transportmittel, mit denen niemand einfach nur so zum Spaß mitgefahren ist. Aber ab dem 22. Januar 1891 änderte sich das. Denn an diesem Datum stach die Auguste Victoria von Cuxhaven aus zu einer zweimonatigen reinen Vergnügungsreise das erste Mal in See.

An Bord waren 241 Menschen aus Deutschland, England und Amerika, die sich die nicht ganz günstige Reise leisten konnten. 1600 bis 2400 Goldmark (umgerechnet 28 500 bis 42 800 Euro) kostete das Ticket. Das war etwa der doppelte bis dreifache Jahreslohn eines durchschnittlichen Arbeiterhaushalts. Aber für das Geld wurde auch einiges geboten. Sämtliche Mahlzeiten und Getränke an Bord waren bereits inkludiert – die erste All-Inclusive-Reise so zu sagen. Auch die Route, die die Auguste Victoria einschlug, war sehr exklusiv. Es ging einmal um Westeuropa ins Mittelmeer bis nach Konstantinopel. Schon damals wurde sehr viel Wert auf gutes Essen, gute Unterhaltung und auch auf Landausflüge gelegt.

Impressionen von Bord der Auguste Victoria

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Wer erfand die Kreuzfahrten? Albert Ballin

Doch wer erfand die Kreuzfahrten? Es ist – wie könnte es anders sein – ein Norddeutscher. Der Hamburger Reeder Albert Ballin gilt als Erfinder der Kreuzfahrt. Ballins Eltern waren von Dänemark eingewandert. Sein Vater Samuel Ballin gründete die Auswanderagentur „Morris & Co“. Diese vermittelte Auswanderungswilligen Schiffspassagen nach England und weiter nach Nordamerika. Nach dem Tod des Vaters musste Albert Ballin als 17-jähriger ins Geschäft einsteigen. 1881 wurden 17 Prozent aller Auswanderungen in die USA über Morris & Co abgewickelt. Zur verbesserten Auslastung der Schiffe im Winter fing er 1891 an, Kreuzfahrten zu veranstalten.

Albert Ballin: Wer erfand die Kreuzfahrten?

Albert Ballin. Foto: Wikipedia

Die erste Kreuzfahrt war ein Erfolg

Die Auguste Victoria war schon bei der ersten Fahrt komplett ausgebucht und somit war bereits die erste Kreuzfahrt ein großer Erfolg. Albert Ballin gilt damit als Erfinder der modernen Kreuzfahrt, andere Reedereien kopierten seine Kreuzfahrten. Ab 1899 war er Generaldirektor der HAPAG und machte aus dem Unternehmen die größte Schifffahrtslinie der Welt. Heute noch genießen Gäste auf Kreuzfahrtschiffen zwei „Erfindungen“ von Albert Ballin: Das Galadinner an Bord und die Bordzeitung. Albert Ballin und seine Ehefrau Marianne waren bei der ersten Kreuzfahrt mit an Bord der Auguste Victoria und brachten auch einen Zeichner mit auf die Reise. Dieser zeichnete direkt vor Ort Impressionen des Bordlebens – die ersten Bilder für die Bordzeitung. Die Auguste Victoria kehrte am 21. März 1891 nach Cuxhaven zurück. Tausende Schaulustige begrüßten sie begeistert.

Das Kreuzfahrtschiff Royal Princess 2008 im Nord-Ostsee-Kanal

Das Kreuzfahrtschiff Royal Princess fährt im Jahr 2008 durch den Nord-Ostsee-Kanal. Foto: Stefan Fuhr

Die Ballin-Stadt in Hamburg

Für die Emigranten, die mit den Schiffen der damaligen HAPAG befördert wurden, schuf Albert Ballin auf gut 55.000 m² auf der Veddel außerhalb Hamburgs die „Auswandererhallen“. In rund 30 Einzelgebäuden ließ er Schlaf- und Wohnpavillons, Speisehallen, Bäder, einen Musikpavillon bauen. Auch eine Kirche und eine Synagoge sowie insbesondere Räume für ärztliche Untersuchungen wurden errichtet. Zweck dieser kleinen Stadt war es, den Emigranten, die auf ihre Überfahrt warteten, einen sicheren Ort zur Verfügung stellen. Durch die strengen medizinischen Kontrollen konnten Rückweisungen der Einwanderungsbehörden weitgehend vermieden werden. Die Quote betrug etwa drei Prozent. Der Aufenthalt, die Unterkunft und Verpflegung waren im Preis der Passagiertickets enthalten.

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Zwei Tage vor Ende des Krieges beging er Selbstmord

Der Erste Weltkrieg zerstörte sein Lebenswerk. Fast alle Kreuzfahrtschiffe gingen verloren. Am 9. November 1918, zwei Tage vor Ende des Krieges, beging Ballin Selbstmord. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Friedhof Ohlsdorf in Hamburg.

Das Grab von Albert Ballin Foto: Stefan Fuhr

Das Grab von Albert Ballin auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg. Foto: Stefan Fuhr

Einige der 1963 abgerissenen „Auswandererhallen“ sind an gleicher Stelle wieder aufgebaut worden und wurden als Museumsstadt Ballinstadt am 5. Juli 2007 eröffnet. Nach Albert Ballin wurde in Hamburg der Ballindamm benannt und die Ballinstadt als Museumsstadt.

Schiffsbegrüßungsanlage in Rendsburg

Kreuzfahrtschiffe sind heute ein großes Highlight im Nord-Ostsee-Kanal. Jedesmal stehen „Seh“-Leute am Kanal und winken den meist weißen Schiffen zu. In Rendsburg an der Schiffsbegrüßungsanlage wird jeder Kreuzfahrer natürlich zünftig willkommen geheißen. Die meisten Kapitäne grüßen mit dem Typhon zurück.

Hier begrüßt der Schiffsbegrüßer in Rendsburg die Azamara Journey:

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