Allgemein, Top_1

Die Container – wie eine Blechkiste die Welt erobert

Die meisten Schiffe auf dem Nord-Ostsee-Kanal sind Containerschiffe. 2018 befuhren knapp 30.000 Schiffe (ohne Sportboote) den Nord-Ostsee-Kanal. Das sind also durchschnittlich 82 Schiffe pro Tag. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Schiffe etwas gefallen. Aber die Ladung hat um ein Prozent auf 87,5 Millionen Tonnen zugenommen.  Sie liegt aber immer noch hinter dem Spitzenjahr 2008. In dem Jahr wurde zum ersten Mal in der Geschichte des Kanals die magische Grenze von 100 Millionen Tonnen Ladung durchbrochen – insgesamt waren es über 105 Mio Tonnen. Möglich wird dieser schnelle Transport der Waren durch die Container. Aber seit wann gibt es eigentlich Container? Hier lesen Sie die Geschichte des Containers.

Der Container wurde 1937 geboren

Die Geschichte dieser Blechkisten begann in den USA mit dem Amerikaner Malcolm P. McLean. Um das übliche Umladen im Hafen einzusparen, soll er als junger Fuhrunternehmer im Jahr 1937 die Idee gehabt haben, zuerst ganze Lastwagen auf Schiffe zu verladen, später nur die Anhänger mitsamt ihren geladenen Behältnissen, schließlich nur noch die Behältnisse selber – der Container war geboren. Aber für seine Idee konnte er anfangs keinen begeistern.

Malcolm McLean

Malcolm McLean erfand die praktischen Container Foto: Wikipedia

Die Skepsis war zu groß. McLean, von seiner Idee dennoch überzeugt, gründete kurzerhand seine eigene Reederei. Am 26. April 1956 startete die „Sea Land“ auf dem umgebauten Tanker „Ideal X“ im Hafen von Newark in New Jersey (USA) mit 56 Containern an Bord Richtung Housten/Texas. Das erste deutsche Containerschiff lief 12 Jahre später 1968 in Hamburg aus.

Die Reederei Sea Land gab es noch bis Ende der 90er Jahre. Selbst nach dem Verkauf an die dänische Maersk-Reederei war der Name Maersk-Sealand noch auf Schiffen und natürlich auf Containern zu lesen. Aber nach der Übernahme durch die P&O Nedlloyd Anfang 2006 heißt die Reederei nun einfach Maersk Line. Auch diesen Namen liest man häufig auf dem Nord-Ostsee-Kanal (siehe auch Foto oben).

1966 kamen die ersten Container nach Deutschland

Am 6. Mai 1966 kamen die ersten Container nach Deutschland. 99 von ihnen brachte die „Fairland“ in den Bremer Übersee-Hafen. Doch auch in Deutschland war die Skepsis anfangs sehr groß. So wurde auch kein großes Tamtam bei der Ankunft der Seekisten gemacht. Beim Entladen eines Containers rutschte dieser aus der Verankerung und fiel auf das Führerhaus eines nagelneues Lastwagens. Verletzt wurde aber niemand.
Aber der Siegeszug der Container war nicht mehr aufzuhalten, denn die Spediteure hatten sehr schnell die Genialität erkannt. Früher wurden die Waren häufig in Säcken verstaut und mussten sehr zeitaufwändig ein- und ausgeladen werden. Das Löschen von 360 Kaffeesäcken brauchte zum Beispiel fast vier Stunden. Heute kommen diese mit einem einzigen Container innerhalb Minuten an Land. Liegezeiten in Häfen sind sehr teuer. Durch die Container konnten diese erheblich verkürzt werden. Im Hafen verdient ein Schiff kein Geld, es kostet nur. Allerdings verloren auch Tausende von Hafenmitarbeitern, die früher das Be- und Entladen der Schiffe vollbrachten, ihren Job.

Die Reeder begannen, Containerschiffe zu bauen. Heute gibt es längst Schiffe, die bis zu 10 000 Container aufnehmen können. Prognosen sagen, dass ein Ende der Größe noch längst nicht abzusehen ist. Pläne für Schiffe mit 18 000 Containern liegen bereits in den Schubladen. Zurzeit werden ca. 70 Prozent aller Stückgutfracht in Containern transportiert. Seit 1996 verdoppelte sich die Anzahl der Containerschiffe. Der Containermarkt wächst dreimal schneller als die Weltwirtschaft.

Die Bonnie Rois beladen mit Containern. Foto: Stefan Fuhr

Die Bonnie Rois beladen mit Containern. Foto: Stefan Fuhr

36 Millionen Container werden weltweit bewegt

Heute werden in norddeutschen Häfen etwa 18 Millionen Container bewegt. 36,5 Millionen dieser bunten Kisten werden von den Reedereien pro Jahr weltweit mit Schiffen transportiert. Jeder Container besitzt eine eigene Nummer. Sie besteht aus vier Großbuchstaben, die für den Besitzer des Containers stehen, und sechs Ziffern plus eine Kontrollziffer. Durch sie können Weg und Aufenthaltsort jedes einzelnen Containers auf seiner Reise verfolgt werden.

Den Nord-Ostsee-Kanal befahren Schiffe, die etwa mit bis zu 1000 Containern beladen sind. Mehr kann der Kanal zurzeit nicht aufnehmen. Die Schiffe hätten dann einen zu großen Tiefgang und kämen auch nicht um die engen Kurven auf der Oststrecke. Aber auch die Kanalverwaltung hat reagiert: Die Oststrecke wird Zug um Zug ausgebaut und die Kurvenradien vergrößert. Dazu ist 2008 eine Planungsgruppe ins Leben gerufen worden, die den Ausbau des Nord-Ostsee-Kanals vorbereiten soll. Der Baubeginn soll bald erfolgen. Die Initiative Kiel Canal verfolgt den Ausbau sehr genau.

Feederschiffe verteilen die Container in den Ostseeraum. Foto: Stefan Fuhr

Container werden übrigens in TEU gemessen. Die Abkürzung TEU steht dabei für „Twenty Foot Equivalent Unit“ – zwanzig Fuß gleichwertige Einheit. Wenn ein Containerschiff also eine Kapazität von 1033 TEU hat, kann es 1033 Standard-Container (Länge 20 Fuß; 1 Meter ist gleich 3,28095 Fuß oder 1 Fuß ist gleich 0,30479 Meter) aufnehmen. Es gibt aber auch 40 Fuß Container.
Jeder Container hat eine eigene Kennung. Sie besteht aus vier Buchstaben und sieben Ziffern. Die vier Buchstaben bezeichnen den Eigentümer des Containers (MSKU steht z.B. für Maersk). Sechs der sieben Ziffern sind die Nummer des jeweiligen Containers. Die siebte Ziffer ist eine Prüfzahl, die aus den ersten sechs Ziffern errechnet werden kann. Mit dieser Prüfzahl können Zahlendreher ausgeschlossen werden. Im „Bureau International des Containers“ (BIC) mit Sitz in Paris sind weltweit alle ISO-Container anhand dieser Kennung verzeichnet. Container sind üblicherweise nicht mit GPS-Geräten ausgerüstet.

Überhaupt ist für fast jede Warenart ein Container vorhanden. Es gibt belüftete und natürlich auch Kühlcontainer für verderbliche oder tiefgefrorene Waren. Das Leergewicht der Container liegt bei 2300 kg für einen 20-Fuß-Container und 3900 kg für einen 40-Fuß-Container. Die Zuladung beträgt bei 20 Fuß-Containern ca. 21,7 Tonnen bei 33 m³ Volumen. Ein 40-Fuß-Container fasst 26,5 t bei 67,6 m³ Volumen. Dies sind Standard-Angaben. Container sind so stabil gebaut, dass sie in Containerschiffen in dreizehn und mehr Lagen übereinander gestapelt werden können.

Im Internationalen Maritimen Museum in Hamburg wird das alte Beladen der Schiffe nachgestellt. Foto: Stefan Fuhr

Die Container haben aber auch dazu geführt, dass ein Stück der Seefahrer-Romantik verloren ging. Die langen Landgänge in fernen Häfen gehören der Vergangenheit an. Containerschiffe fahren nach einem festen Fahrplan. Jedes Schiff wird exakt verplant und muss seine Zeiten einhalten.
Heute dauert es zwischen zwei und drei Minuten bis ein Container be- oder entladen ist. In manchen Häfen arbeiten bis zu fünf Containerbrücken gleichzeitig. Während die alten Stückgutfrachter noch eine Woche in einem Hafen lagen, sind es heute nur noch ein paar Stunden.
Malcolm P. McLean, der Erfinder der Container, hat den Siegeszug seiner Blechkisten noch miterlebt. Er starb im Mai 2001 im Alter von 87 Jahren.

Zahlen und Fakten:

  • Maße eines Standardcontainers:
    20 x 8 x 8,5 Fuß = 6,06 x 2,44 x 2,59 Meter: Das ist 1 TEU (Twenty Foot Equivalent Unit)
  • 20 Millionen: Zahl aller Container, die sich im Jahr 2008 im Umlauf befanden.
  • 10 000: Zahl der Container, die jährlich über Bord gehen.
  • 70%: Anteil der Stückgüter, die heute per Container transportiert werden.
  • 2000 Euro sind die Anschaffungskosten für einen 20-Fuß-Standardcontainer
  • 8000 Containerschiffe waren Anfang 2008 im Einsatz
  • 50 bis 80 Cent ist die Miete für einen Container pro Tag
  • 0,16 Cent sind die Transportkosten für eine Flasche Wein von Chile nach Europa

Quelle: Maritimes Museum, Hamburg

Die 10 größten Containerhäfen der Welt finden Sie hier